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Disney+ steht vor einem tiefgreifenden Kurswechsel, der sich sowohl in den Produktionsbudgets als auch in der Personalstruktur deutlich zeigt. Mit horrend teuren Serienproduktionen, beispielsweise den beiden Staffeln von „Andor“ für knapp 650 Millionen Dollar, will der Streamingdienst in Zukunft brechen. Intern sollen solch aufwendigen Produktionen als nicht mehr tragbar gelten. Andor-Showrunner Tony Gilroy bringt es dabei auf den Punkt: „Streaming ist tot.“ Gemeint ist damit nicht das Ende des Formats an sich, sondern der Abschied von maßlos kostspieligen Serienumsetzungen, wie sie in den vergangenen Jahren typisch waren.
Das Umdenken bei Disney+ erfolgt nicht nur aus kreativen Überlegungen, sondern auch aus wirtschaftlichem Zwang. Die Walt Disney Company plant die Entlassung mehrerer Hundert Mitarbeiter weltweit. Betroffen sind zahlreiche Abteilungen von der Produktion über das Marketing bis hin zur Buchhaltung. Anders als bei früheren Entlassungswellen trifft es diesmal nicht nur einzelne Teams, sondern nahezu alle Unternehmensbereiche. Es ist die vierte Runde an Stellenstreichungen in nur zehn Monaten.
Die Sparmaßnahmen stehen im direkten Zusammenhang mit dem Ziel, die Ausgaben um mindestens 7,5 Milliarden Dollar zu senken – ein Vorhaben, das Bob Iger nach seiner Rückkehr als CEO im Jahr 2023 angestoßen hat. In diesem Zuge wurden bereits 7.000 Angestellte entlassen. Während im Bereich der Themenparks neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen, schrumpfen die Strukturen bei Disney+ drastisch.
Streaming hat sich für Disney+ als deutlich teurer herausgestellt als zunächst angenommen. Der Dienst meldete allein im letzten Jahr einen Verlust von vier Milliarden Dollar. Iger räumte ein, dass der Einstieg in das Streaminggeschäft zu ambitioniert war. Man habe versucht, zu viele Inhalte parallel zu erzählen, ohne sich ausreichend über die Rentabilität Gedanken zu machen. Serien wie „The Acolyte“ und „Secret Invasion“ verschlangen immense Budgets, blieben beim Publikum jedoch hinter den Erwartungen zurück. Auch kostengünstiger produzierte Inhalte wie „Daredevil: Born Again“ konnten diesen Trend nicht umkehren.
Für die Zukunft bedeutet das eine klare Fokussierung auf weniger, aber gezielter produzierte Serien mit überschaubareren Budgets. Besonders das Marvel- und Star-Wars-Portfolio wird deutlich abgespeckt. Das goldene Zeitalter des Streamings, in dem Budgets scheinbar keine Rolle spielten, gehört damit endgültig der Vergangenheit an. Disney+ muss sich neu erfinden – wirtschaftlicher, effizienter und mit klarerem Blick auf die Zielgruppen.