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Die Europäische Kommission hat ein offizielles Verfahren gegen vier große Anbieter pornografischer Inhalte im Internet eingeleitet. Im Fokus stehen Pornhub, Stripchat, XNXX und XVideos. Der Vorwurf lautet, dass die Plattformen unzureichende Maßnahmen zum Schutz Minderjähriger ergriffen hätten, was einen Verstoß gegen den Digital Services Act (DSA) darstellt. Konkret geht es um fehlende oder unzureichende Altersverifikationssysteme, die verhindern sollen, dass Kinder und Jugendliche Zugriff auf für Erwachsene bestimmte Inhalte erhalten.
Nach Einschätzung der Kommission mangelt es bei den betroffenen Anbietern an angemessenen und verhältnismäßigen Schutzmaßnahmen. Neben der unzureichenden Alterskontrolle werden zudem fehlende Risikobewertungen kritisiert. Diese sollen etwa negative Auswirkungen auf das psychische und physische Wohlbefinden der Nutzer erfassen. Die Plattformen hätten hier keine ausreichenden Analysen vorgelegt, die im Sinne des DSA verpflichtend sind.
Im weiteren Verlauf der Untersuchung sollen zusätzliche Daten eingeholt und Befragungen durchgeführt werden. Den Unternehmen steht es offen, im Zuge des Verfahrens freiwillige Maßnahmen zur Behebung der Mängel zuzusagen. Sollten sich die Verstöße bestätigen, drohen ihnen Sanktionen in Form von Anordnungen oder Bußgeldern in Höhe von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.
Neben den vier großen Plattformen plant die EU auch Maßnahmen gegen kleinere Anbieter pornografischer Inhalte. Diese unterliegen der Kontrolle der nationalen Digital Services Coordinators der Mitgliedstaaten und sollen ebenfalls auf die Einhaltung der DSA-Vorgaben hin geprüft werden.
Als langfristige technische Lösung arbeitet die EU an der Entwicklung einer datenschutzfreundlichen Altersverifikations-App. Diese sogenannte White-Label-Lösung soll im Sommer 2025 bereitstehen und eine Altersprüfung ermöglichen, ohne dabei persönliche Identitätsinformationen preiszugeben. Die App basiert auf den technischen Grundlagen der ebenfalls in Planung befindlichen EU Digital Wallet, die Ende 2026 eingeführt werden soll.